«Aus Sicht der feministischen Ökonomie: Kritische Einwände zum bedingungslosen Grundeinkommen»

Nachlese zum zweiten fem! Apéro riche 


von Theres Blöchlinger

Jede Zelle von Mascha Mädorin hat einen Zellkern und in diesem Zellkern sind Gene mit Abschnitten ökonomischer Theorien gespeichert. Es hört sich sehr befruchtend an, wenn Mascha die Theorien mit Vorschlägen für diverse Lösungen im aktuellen politischen Diskurs verbindet. Leider ist es nicht einfach, Mascha zu folgen, wenn einer die politische Ökonomie als Wissensbereich fremd geblieben ist. Ist es doch in erster Linie die Praxis, an welcher eine erwachsene Feminist*in interessiert und von ihr betroffen ist.

Maschas Einschätzung zu Voraussetzungen und Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens konnte am 27.8.2020 in einem Zoom-Beitrag erlebt werden. Mascha überblickt mehrere Zeitabschnitte und versteht die wirtschaftlichen Grundlagen der Systeme in den Staatsgebilden. Politik benützt ökonomische Theoriegebilde, die von vielen Frauen* oft nur in gröbsten Zügen erahnt werden. In der Schweiz wurde eine Initiative für die Ausarbeitung eines Gesetzes für das bedingungslose Grundeinkommen kontrovers diskutiert und wurde von der stimmenden Bevölkerungsmehrheit abgelehnt. Eine Arbeitsgruppe von WIDE Switzerland hatte mit einem Papier dagegen argumentiert. Bei der Abfassung jenes Papiers konnte von den daran Beteiligten Erkenntnis zu Makroökonomie gewonnen werden. Es war unumgänglich spezifische Texte zu lesen, damit aus der Perspektive von uns Feministinnen unsere Fragen an die Ökonomin gestellt werden konnten. Mascha wünschte sich das – und es lohnte sich. ‚Time for change‘ von Yanis Varoufakis hätte ich nicht gelesen, ohne Maschas Tip dies zu versuchen. Die Ausführungen zur Eurokrise und Maschas konsistente Hinweise auf die zurückliegende Banken- und Finanzkrise bestärkten mich darin, dass es möglich war, etwas zu „Wirtschaft“ zu lernen, auf Fortschritt weiter zu hoffen und mich nicht von der Idee des Friedens verabschieden zu müssen. Es war mir leidlich gelungen, Lenin und Marx auf der Ebene der Geschichte, aber nicht auf der Ebene der politischen Ökonomie zu verstehen. Henu so de, die Lust, in Neuerscheinungen zu popularisierten Wirtschaftsthemen zu lesen, wuchs, und die Hilflosigkeit gegenüber wirtschaftlichen Bedingungen von Krisen isch äs birebizzeli chliner worde. Allerdings —- jemandem erklären was Makroökonomie sei – kann ich leider nicht, immer noch nicht.