«Mitgemeint reicht eben nicht. Frauen wollen in Texten angesprochen sein, ja, sie müssen es sogar, sonst vermittelt uns das Schriftstück oder die Rede eine falsche Information. Das ist das Drama des generischen Maskulinums. Es hat ausgedient.»
Luise F. Pusch
Luise F. Pusch ist eine deutsche feministische Sprachwissenschaftlerin und zusammen mit Senta Trömel-Plötz Mitbegründerin der feministischen Linguistik in Deutschland. Sie hat auch unter dem Pseudonym Judith Offenbach publiziert. Das Deutsche als Männersprache ist ihr Standartwerk.
«Das generische Maskulinum hat sie die Karriere gekostet. Luise F. Pusch war bereits habilitiert und als Sprachforscherin hoch anerkannt, als sie öffentlich die allzu männliche Ausrichtung des deutschen Sprachgebrauchs kritisierte. Den Herren Professoren war das zu viel, erzählt sie selbst, damals Ende der siebziger Jahre an der ehrwürdigen Universität Konstanz. Der Ruf auf einen Lehrstuhl kam nie. Stattdessen war sie frei, die feministische Sprachlinguistik zu entwickeln und außeruniversitär dafür zu wirbeln und zu wirken. Die heute 75-Jährige sagt: und es war gut so.»
Meine Beziehung zu weiblichem Sprachgebrauch, ist ganz klar geprägt von Luise F. Pusch. Wer die Sprache hat, hat die Macht – und die deutsche Sprache ist eine Männersprache. Neue Begriffe werden sabotiert und/oder lächerlich gemacht, so sie denn weibliche Personen ins Bild rücken. So geschehen mit den Worten Feminismus und Emanzipation, es braucht grossen Mut, sich zu diesen Begriffen zu bekennen, denn die Abwertung zeitigte Erfolg. An diesen Beispielen kann die Auseinandersetzung sehr genau verfolgt werden und es schält sich heraus, wer am Hergebrachten – sprich an seiner Macht – festhalten will und wer Macht für sich beansprucht. Das wirkt sich auf der privaten und der politischen sowie auf der gesellschaftlichen und der wirtschaftlichen Ebene aus. Wer sich mit der Sprache durchsetzen kann, der hat viel gewonnen. Genau darum geht es: DER hat viel gewonnen. Warum wird dieser Gewinn den Frauen verweigert? Warum kann dieser Gewinn nicht mit den Frauen geteilt werden? Es würde wahrscheinlich die Welt aus den Fugen reissen. Corona-Viren und andere Katastrophen ertragen wir – aber den Angriff auf die männerzentrierte Welt?
Erika Bachfrau