feministische Außenpolitik – who cares?!
von Ulrike Reiche
Die deutsche Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Zuge der Münchener Sicherheitskonferenz, nur wenige Tage vor Kriegsbeginn in der Ukraine, diesen Post auf LinkedIn:
In der Bundesregierung sind wir überzeugt, dass die Außen- und Entwicklungspolitik der Zukunft feministisch ist. Mit Annalena Baerbock ist erstmals eine Frau Außenministerin. Wir haben eine Frau als Verteidigungsministerin, Christine Lambrecht. Und wir haben eine weibliche Entwicklungsministerin. Deutschlands Gesichter in der Welt sind jetzt weiblich.
Wir wollen feministische Politik in allen Politikfeldern machen. Warum? Weil vielen schweren Menschenrechtsverletzungen patriarchale Machtstrukturen zugrunde liegen. In Kriegen und Konflikten sind Frauen besonders verletzlich – gleichzeitig sind meist sie es, die die Gesellschaft zusammenhalten und sich um Kinder, Alte und Schwache kümmern. Trotzdem sitzen sie selten am Verhandlungstisch, wenn es um friedliche Lösungen geht. Dabei halten Friedensabkommen nachweislich länger, wenn Frauen mitverhandeln.
Deshalb müssen wir patriarchale Machtstrukturen abbauen. Das habe ich dieses Wochenende bei der Münchner Sicherheitskonferenz deutlich gemacht.
Inzwischen demonstriert der russische Machthaber der ganzen Welt eindrücklich, wie grausam und menschenverachtend sich patriarchale Machtstrukturen auswirken. Annalena Barbock hat demzufolge kürzlich eine vielbeachtende Rede vor den vereinten Nationen gehalten, die auch ihre Kritiker als „stark“ bezeichneten.
In den vergangenen Wochen haben verschiedene Publizistinnen und Medien den Begriff der feministischen Außenpolitik aufgenommen. Wir haben nachstehend einige dieser Veröffentlichungen zusammengetragen, damit Du Dir selbst dazu ein Bild machen kannst:
- die fem! Dozentin Leandra Bias und Expertin für geschlechterspezifische Friedensförderung hat in dem elleXX-Artikel «In Putins patriarchalem Weltbild müssen Untergeordnete folgen: von der Frau bis zur Ukraine» betont, dass gerade im Krieg die Körper der Männer benutzt werden. Sie äussert sich positiv über die Zukunft der Ukraine, die Notwendigkeit einer feministischer Sicherheitspolitik und was wir jetzt alle tun können.
- In einer sehr persönlichen Betrachtung ihres Newsletters „zwischenzeit_en“ setzt sich die Publizistin Teresa Bücker mit der Frage auseinander ob „… Demokratie und ein weitgehend freies Leben nur zu schützen seien, sofern sie jederzeit auch mit Waffengewalt verteidigt werden?! Warum bin ich der Meinung, dass die Menschen langfristig ohne Waffen leben können und die Neigung zu Gewalt uns nicht inhäherent ist?“ Dem Beitrag schließt sich ein Interview an mit Kristina Lunz, die vor einigen Jahren das Centre for Feminist Foreign Policy gegründet und dazu kürzlich ein Buch veröffentlicht hat:
- Buchempfehlung: „Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch. Wie globale Krisen gelöst werden müssen“ von Kristina Lunz
- Einen Überblick zur feministischen Außenpolitik findet sich in dem Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung
- Der Feminismus gehört in Russland zu den wenigen Oppositionsbewegungen, die der staatlichen Repression standgehalten haben. Die Bewegung ruft in diesen Tagen Feministinnen weltweit dazu auf, sich Wladimir Putins Krieg entgegenzustellen: Feministinnen in Russland protestieren gegen Putins Krieg